Alternative Medien sind keine Alternative

Inzwischen gibt es wahnsinnig viele neue Medien-Angebote in Form von Blogs, Videoportalen und ähnlichem. Darunter fragwürdige und rein spekulative Inhalte, aber auch viele hochwertige Beiträge. Für mich zählen dazu zum Beispiel ungekürzte Interviews oder Aufnahmen direkt vor Ort.

Es wird immer mehr produziert. Oft werden regelmäßige Livestreams von jeweils gleich mehreren Stunden angeboten. Auch alternative Medien funktionieren nach dem Prinzip: dem Zuschauern muss ständig neues Futter geboten werden! Und den Kommentaren nach zu urteilen, sehen sich viele Menschen nahezu jede Sendung an.

Auch ich habe das eine Zeit lang gemacht.
Es fängt mit irgendeinem bestimmten Thema an, über das man etwas faszinierendes Neues erfährt und die Realität stellt sich als spannender oder absurder als jeder Film heraus. Unmittelbar bekommt man zahlreiche Vorschläge zu anderen Themen und schnell sieht man sich viele weitere Beiträge an. Ehe man sich’s versieht, macht man es zu einer Gewohnheit, einem unbewussten Ritual. Man liest jeden neuen Beitrag, ist bei jedem Livestream dabei.

Irgendwann hab ich einfach mal auf Pause geklickt und mich über die Situation und mich selbst gewundert:
Was nutzen mir diese Infos eigentlich? Mache ich damit in den nächsten Tagen wirklich ganz konkret etwas? Welche Wirkung hat das auf mich?

Bin ich schonungslos ehrlich zu mir selbst, dann beschränkte sich der ‘Nutzen’ schon nach kurzer Zeit auf eine einzige Sache: Ich kannte noch ein Beispiel, das zeigt, dass man nicht alles offiziell Gesagte einfach glauben sollte, dass es Korruption gibt und im Hintergrund oft noch andere Interessen von Politik, Wirtschaft und sonstigen Organisationen eine Rolle spielen. Obwohl ich vielleicht hochwertige und gut recherchierte Informationen sah, unterschied ich mich nicht von jemandem, der stundenlang vor dem Fernseher sitzt. Es war einfach nur Konsum.

Sich über ein Thema informieren zu können, das einen wirklich interessiert, ist eine tolle Sache. Doch dazu mal folgende Überlegung: bei dem Livestream, den auch ich mir damals regelmäßig ansah, waren ca. 5.000 Zuschauer dabei und das 2x die Woche für gut 2 Stunden. Insgesamt sind das 20.000 Stunden oder 2.500 Arbeitstage (von je acht Stunden) pro Woche. Das ist eine sehr große Ressource an Zeit. Ich fragte mich, was wohl dabei rauskommen kann, wenn wir in dieser Zeit etwas aktiv gestalten – ganz egal was?

Was mich interessierte und mir wichtig schien, war zum Beispiel: Welche neue Menschen kann ich im echten Leben kennenlernen? Gibt es Organisationen oder Vereine, bei denen ich mich einbringen kann? Ist es möglich, direkt vor Ort bei politischen Entscheidungen mitzuwirken, statt nur zu diskutieren, was falsch läuft oder wie es besser gehen könnte? Oder einfach selbst neue praktische Fähigkeiten lernen und was Kreatives ausprobieren (auch wenn es zu Beginn noch so tollpatschig ist – was tatsächlich einen Großteil der Freude dabei ausmacht)?

Ich entschloss mich dazu.
Seitdem sehe ich mich in meinem direkten Umfeld um und probiere verschiedenes aus, wo ich mit anpacken kann. Das Ergebnis? Neue Erlebnisse – positiv und negativ – neue Kontakte, obwohl mehr unterwegs insgesamt viel entspannter und viel Neues gelernt, was hier vor Ort so vor sich geht und wie die Menschen ticken. Das hat eine andere Wirkung auf mich als die Zeit, in der ich vorm Bildschirm saß. Es hat mein Leben derart bereichert, dass ich heute wahrhaftig sagen kann: Ich habe gar keine Zeit mehr für stundenlangen Medien-Konsum.

Eine letzte Bemerkung: beschäftigen wir uns mit Themen, die uns aufregen, werden dadurch Stressreaktionen im Körper ausgelöst, die wir nicht gut regulieren können, da wir auf die Themen meist keinen praktischen Einfluss haben. Über längere Zeit schaden wir uns damit sogar auf körperlicher Ebene.1) Das ist ein weiterer Punkt, der mir zu denken gegeben hat.

Das als kurzer Bericht meiner Überlegungen und Erfahrungen. Jeder kann mit seiner Zeit machen, was immer ihm gerade wirklich wichtig ist.

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1) siehe dazu z.B. das Buch “Mind over medicine – scientific proof that you can heal yourself” (auf Deutsch “Warum Gedanken stärker sind als Medizin: Wissenschaftliche Beweise für die Selbstheilungskraft”) der amerikanischen Ärztin Dr. Lissa Rankin


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