Disziplin? Nur eine Begleiterscheinung!

Wollen wir was lernen, hören oder lesen wir schnell etwas in der Art:  “Wenn du besser werden willst, ist Regelmäßigkeit / Disziplin entscheidend, mehr als jede Technik!”

Damit ist in der Regel gemeint: wir sollen das Üben fest einplanen und dranbleiben, besonders wenn etwas schief läuft oder wir so gar keine Lust haben. Wir sollen uns trotzdem anstrengen, es möglichst konsequent durchziehen.

Ja, bei Menschen, die etwas wirklich gut können und ein hohes Niveau erreicht haben, sehen wir eine Regelmäßigkeit. So jemand trainiert oder übt häufig, vielleicht sogar täglich. Doch darüber hinaus ist da noch was anderes…

…so jemand widmet sich der Sache leidenschaftlich, ist ehrlich daran interessiert und neugierig darauf, weiter zu lernen. Deshalb kommt er jeden Tag aufs Neue darauf zurück und plant es pragmatisch, damit es in den Alltag passt. Die Disziplin/Regelmäßigkeit ist eine Folge aus dem zu Grunde liegenden wahrhaftigen Interesse an der Sache an sich (nicht an einem Ziel/Ergebnis).

Was ist mit schwierigen Momenten, einem Tiefpunkt und Frustration? Geht es bei Disziplin nicht darum, dann einfach weiter dran zu bleiben, um nicht vorschnell aufzugeben?

Viele werden aus der eigenen Vergangenheit dafür argumentieren: “Damals hab ich das durchgezogen und dadurch schließlich was erreicht!!” Rückblickend scheint uns das oft der Zusammenhang zu sein… aber Erinnerst du dich nicht auch an eine Situation, in der etwas nicht funktionieren wollte und du trotzdem gerne, mit Freude weitergemacht hast?

“Ok… so geht’s nicht… dann versuch ich’s aber gleich nochmal anders!”
So reagieren wir durch Leidenschaft und Neugier. Wir bewerten unser Ergebnis nicht als schlecht oder sogar uns selbst als ‘nicht gut genug’. Nach einem Tag, an dem so gar nichts klappen will, ist man einiger Zeit trotzdem neugierig auf das nächste Mal. Kein Selbst-Zwang nötig, sondern man hat wieder Lust darauf.

Durch solch spielerisches Ausprobieren lernen wir unglaublich schnell. Die Fortschritte/Ergebnisse von Phasen, in denen ich es mit eiserner Disziplin versuchte, sind dagegen fast schon lächerlich. In dem Fall behindert und verzögert Disziplin das Lernen deutlich.

Hält eine schwierige Phase an, frage ich mich inzwischen lieber: “Warum habe ich ursprünglich damit angefangen und warum mache ich es jetzt?”
So kann ich mir schon mal vorhandener Leidenschaft wieder bewusst werden und mit Freude statt Druck weiter zu machen. Die ehrliche Antwort kann aber auch sein, dass inzwischen keine Neugier/Interesse mehr dafür da ist. Das ist völlig ok und macht sogar Platz für neue Erfahrungen.

Oft denken wir nur, dass diese eine Sache genau das Richtige und Wichtigste für uns ist. In Wahrheit erwarten wir etwas davon, halten aus Angst oder auch nur Gewohnheit daran fest. Dann hoffen wir, durch mehr Anstrengung und Disziplin doch noch weiter zu kommen. Erkennen können wir das oft erst, indem wir nochmal Neues ausprobieren und den Unterschied zum bisherigen direkt erleben und spüren.

Man kann nichts machen, keinen Kurs oder Übung, um wahre Leidenschaft/Interesse zu erzeugen. Man kann es nur entdecken. Das kann dauern und viele Anläufe brauchen, doch auf dem Weg machen wir viele unerwartete neue Erfahrungen. So lernen wir uns selbst und was so alles möglich ist, überhaupt erst richtig kennen.


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