Beim Lernen starten wir natürlich mit grundlegenden Prinzipien und Bewegungen. Mit zunehmender Erfahrung gewinnen wir Vertrauen und es wird uns immer mehr möglich. Eigentlich jedes Mal ein großartiger, spannender und beeindruckender Prozess… doch statt sich daran zu erfreuen, höre ich immer wieder Zweifel und Aussagen der Art:
“Dafür bin ich noch nicht gut genug…”
“Das ist viel zu schwer für mich…”
“So talentiert bin ich nicht…”
Im schlimmsten Fall behauptet das sogar ein Lehrer / Trainer / Coach.
Wollen wir einzelne Schritte oder Teilaspekte erst möglichst perfekt hinkriegen, bevor wir mit etwas schwierigerem weiter machen, kann das nicht funktionieren. Auch wenn alle möglichen (Online-) Kurse das Gegenteil versprechen, dass man mit ihrem strikt linearen Aufbau in X Schritten etwas zur Perfektion lernen könne.
Es gilt für alle Fähigkeiten, doch beim Tanzen ist das für mich mit am deutlichsten zu sehen. Wenn ein Lehrer nur einfache Grundschritte macht, wirkt das so völlig anders, als wenn ein Anfänger exakt dieselben Schritte und dabei auch alles komplett “richtig” macht.
Selbst einfachste Grundlagen können wir nie so (perfekt) machen, wie ein Lehrer. Denn dabei ist nicht nur die Technik ausschlaggebend. Die gesamte Erfahrung, die jemand gemacht hat, womit derjenige sich beschäftigt hat und was davon er besonders gerne mag, fließt bei der Ausführung (oft unbewusst) mit ein!
Statt dem Versuch erst Grundlagen perfekt zu lernen und dann weiter zu machen, erlebe ich das Umgekehrte als viel hilfreicher: wenn wir uns mit schwierigeren Sachen auseinandersetzten (die uns natürlich interessieren müssen), wirkt sich das auf die grundlegenden Fähigkeiten aus. Die werden dadurch ebenfalls nochmal “besser”, das heißt präziser, genauer, flüssiger, usw. Dabei ist egal, ob man die schwierigeren Dinge tatsächlich hinbekommt oder nicht. Durch das Ausprobieren neuer Abläufe entwickelt man für die, die man schon gewohnt ist, nochmal ein viel besseres Gespür.
Aber eins noch: ich sage nicht, du sollst Grundlagen ignorieren und vernachlässigen. Im Gegenteil, wenn etwas überhaupt nicht funktionieren will, liegt es oft daran, dass irgendwelche grundlegenden Prinzipien dabei verloren gegangen sind. Aber das ist ein Thema für einen anderen Text 🙂
Wie immer kann ich nur dazu ermutigen, es einfach ausprobieren und dich von der Wirkung überraschen lassen. Dann nehmen wir es auch nicht mehr so ernst, wenn jemand behauptet: “Du MUSST das genau so, in der Reihenfolge machen!”, oder etwas subtiler: “Also wenn du das vernünftig lernen willst, dann musst du das so machen…”. Stattdessen können wir alle (Lern-)Angebote als Inspiration sehen und davon mitnehmen, was uns weiterhilft.
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