Was genau ist eigentlich ein Experte?

Täglich bekommen wir zu zahlreichen Themen Einschätzungen verschiedener Experten zu hören oder zu lesen. Obwohl wir ständig damit konfrontiert werden, habe ich lange Zeit nicht über die Bedeutung dieser Bezeichnung nachgedacht.

Was macht einen Experten aus?
Ist es vielleicht jemand, der eine wissenschaftliche Arbeit oder Studie zu einem Thema geschrieben hat? Jemand der mindestens fünf oder zehn Jahre berufliche Erfahrung in einem Bereich mitbringt? Sobald jemand von einem Regierungsgremium um eine Einschätzung gebeten wird? Oder all das zusammen?

Nichts davon. Es gibt keine allgemeingültige Definition des Begriffs. Viele Personen erfüllen manche oder alle eben genannten Bedingungen, bezeichnen sich selbst aber nicht als ‘Experte’ oder werden auch von anderen nicht so genannt. Und genau das scheint mir der ausschlaggebende Punkt zu sein.

Es ist lediglich eine Zuschreibung. Ein Experte entsteht dadurch, dass eine Person von anderen so bezeichnet und dargestellt wird. Es sagt nicht zwangsläufig etwas über die Qualifikation, Erfahrung oder die Qualität bisheriger Ergebnisse der Arbeit dieser Person aus.

Die Bezeichnung dient dazu, jemanden Autorität zuzusprechen. Indirekt, ohne jegliche Begründung, wird damit behauptet, dass derjenige uns beraten könne, was jetzt zu tun sei. Dem müssten wir dann nur folgen. Selbst denken nicht mehr notwendig. Das wäre auch gar nicht möglich, es ist ja alles so kompliziert!

Bei der Behauptung jemand sei ‘Experte’ bin ich also erstmal vorsichtig. Als Anregung ein paar Fragen, die mir helfen, eine solche Behauptung besser einzuschätzen:

Womit genau hat denn der Experte Erfahrung?

Hat er theoretisches Wissen, kennt er also alle möglichen wissenschaftlichen Theorien, mathematische Modelle oder Studien?

Oder hat er praktische Erfahrung und selbst in dem Bereich gearbeitet?

Was hat er getan, konkret operativ mit angepackt oder – ein erheblicher Unterschied – als Manager Projekte überwacht?

Welche Auftrag- und Arbeitgeber stehen hinter der Person, wer zahlt eigentlich?

Und welche Qualität hatten die Ergebnisse bisher?
Haben sich zum Beispiel bisherige Einschätzungen oder Prognosen als passend herausgestellt?

Ich nenne hier bewusst keine Beispiele, da das sonst in den Mittelpunkt rücken würde. Ihr könnt ja selbst mal bei den Personen, die euch interessieren, recherchieren. Nur so viel, es ist schon erstaunlich, bei wie vielen Personen aus Politik und Wissenschaft mit ‘Experten’-Status die Antworten auf diese Fragen sehr dürftig ausfallen.

Und behauptet jemand: “Das ist zu kompliziert, um es jetzt im Detail zu erklären”, dann ist er sicherlich kein vertrauenswürdiger Experte bei einem Thema…