Wir können nichts tun, um schneller / besser zu lernen

Im Prinzip ist Lernen eine Anpassung an neue Umstände. Wenn wir etwas lernen wollen, gestalten wir diese oft selbst. Zum Beispiel, indem wir ein Musikinstrument oder Sportgerät in die Hand nehmen. Oder indem wir noch ungewohnte Bewegungen ohne Hilfsmittel machen.

Die Fähigkeit zur Anpassung ist einer der grundlegendsten Prozesse der Natur. Er läuft ganz von selbst ab, bei jedem von uns. Wir können ihn weder beschleunigen noch verbessern. Manchmal scheint es so, als hätten wir durch irgendwas besser gelernt. Inzwischen sehe ich es so, dass wir dann den natürlichen Lernprozess wieder besser zulassen konnten. Oder anders herum formuliert: Wir können den Lernprozess nur behindern oder verzögern.

Das passiert zum Beispiel, wenn wir etwas nicht aus wahrhaftigem Interesse, aus Freude daran machen, sondern unbedingt etwas dadurch erreichen wollen. Wenn wir (oder Lehrer/Trainer/Coaches) unsere Ergebnisse ständig als richtig oder falsch bewerten oder uns in immer mehr Details und Informationen verlieren.

All das lenkt uns ab. Dann können die tatsächlichen Abläufe und Ergebnisse nicht mehr wirklich wahrnehmen. Der Lernprozess – das spielerische Ausprobieren, im Kontrast von Gelingen und Misslingen direkt erleben, was funktioniert, ein Gespür für den gesamten Ablauf entwickeln und hilfreiche Gewohnheiten aufbauen – kann in dem Fall nicht mehr so gut funktionieren.

Was ist mit Kursen / Unterrichtskonzepten / Trainingsplänen, die entwickelt wurden und mit denen andere etwas gelernt haben?
Das können hilfreiche Mittel sein, uns eine grobe Orientierung bieten, eine Inspiration, was und wie wir es selbst ausprobieren können. Doch sie sind nicht die Ursache für Lernerfolge, sie machen unser Lernen nicht besser oder schneller. Es ist wie in der Medizin, man kann den Körper von außen unterstützen, zum Beispiel einen Knochenbruch schienen, aber zusammenwachsen / heilen tut der dann von alleine.

Durch den Fokus auf immer mehr Details können Kurse / Trainings / Schulungen sogar oft unbewusst zu einer Behinderung des Lernprozess beitragen. Die Behauptung, jemand hätte die beste Methode oder Schule entwickelt, mit der jeder eine Sache perfekt lernen kann, ist nur Marketing. Dass es die unterschiedlichsten Konzepte gibt und alle für irgendwen funktioniert haben, zeigt das deutlich. Außerdem gibt es viele Beispiele von Menschen, die ganz ohne Anleitung, rein durch Nachahmung Ihrer Idole gelernt haben (vielleicht sogar schneller als mit Unterricht?).

Insgesamt ist das eine überaus erleichternde Nachricht! Wir müssen nicht noch irgendwas zusätzlich machen, um dadurch hoffentlich irgendwann besser zu werden. Wir sind schon ok. Wir bringen von Natur aus alles mit, was wir brauchen. Es reicht, vieles wieder wegzulassen, was stört.

Denk mal an Momente in denen du ganz besonders schnell etwas gelernt hast. War das das Resultat eines detaillierten Plans oder eher ein darauf einlassen, ausprobieren und beobachten, ohne großes Nachdenken?

“Wenn ihr Körper noch nicht weiß, wie es geht, dann lassen sie ihn lernen!”
nach Timothy Gallwey in dem Buch ‘The Inner Game of Tennis’ / ‘Tennis – Das innere Spiel’


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