Der Tod – warum eigentlich kein Anlass zum Feiern?

Vor einiger Zeit hab ich eine Führung über den sogenannten Melaten-Friedhof in Köln mitgemacht. Ein riesiger Friedhof mit tausenden Gräbern, mit normalen Grabsteinen bis hin zu mehrstöckigen, unterirdischen Gruft-Anlagen. Auch einige bekannte Persönlichkeiten wurden dort beigesetzt.

Das war ein interessantes Erlebnis. Nicht wegen der Führung an sich (die übrigens sehr gut war), sondern weil ich mich immer mehr wunderte. Besonders über Gräber und Gruften, die fast schon Denkmälern gleichen und zum Teil mehrere Millionen kosten. Warum betreibt da jemand, teilweise noch über den Tod hinaus eine solch immense Selbstdarstellung? Was ist die Intention dahinter? Dass man dadurch noch möglichst lange “hier”, also anderen Menschen in Erinnerung bleibt?
Zählt nicht viel mehr, wie du gelebt hast? Was du selbst alles erfahren hast, aber auch die Qualität, mit der du anderen begegnet bist?

Mir persönlich fällt es auch schwer, das Ritual des regelmäßigen Besuchs eines Grabes noch über Jahre hinweg zu verstehen. Für mich scheint das damit einherzugehen, sich jedes Mal auf’s Neue Vergangenes in Erinnerung zu rufen und immer wieder zu trauern.
Das schreibe ich nicht aus einer Naivität heraus. Den Verlust von Menschen im nahen Umfeld habe auch ich schon direkt erlebt. Und ja, das kann eine überaus schwierige, emotional schmerzhafte Erfahrung sein und das Verarbeiten davon unterschiedlich lange dauern. Wird es zu intensiv, dass man damit alleine nicht mehr zurechtkommt, sollte man auf jeden Fall Hilfe in Anspruch nehmen.
Insgesamt verstehe ich aber inzwischen Trauer als einen Prozess, den man durchlebt und der aber auch abgeschlossen wird. Das bedeutet nicht, etwas verdrängen, sondern zu einem Punkt kommen, an dem man wieder in die eigene Kraft kommt, das eigene Leben wieder aktiv gestaltet, alleine und gemeinsam mit anderen. Man ist dankbar für Erfahrungen mit der verstorbenen Person und möglicherweise ist das sogar eine Inspiration für etwas wertvolles Neues!

Daher möchte ich zum Tod einmal eine andere Vorstellung anbieten:
Wie lange es auch war, da hat jemand ein ganzes einzigartiges Leben gelebt! Und egal wie wir es von außen bewerten mögen, hat derjenige zahlreiche Erfahrungen als Teil dieser Welt gemacht.
Mit dieser Sichtweise stelle ich mir vor, dass man zur Würdigung des Lebens statt einer Trauerfeier auch ein kleines Fest feiern könnte. Vielleicht könnten Menschen diesen Anlass, diesen Kontrast dazu nutzen, sich der eigenen Lebendigkeit noch bewusster zu werden und diese wertzuschätzen. Nicht aus einer Angst heraus, sondern aus einer Freude über den unglaublich erstaunlichen Prozess des Lebens. Eine solche Feier könnte eine Möglichkeit sein, dass sich dort Menschen begegnen, kennenlernen und zusammen etwas Neues ausprobieren und auf den Weg bringen.
Ich finde das ist ein schöner Gedanke, dass so durch das Ende eines Lebens etwas lebendiges Neues entstehen kann. Das hat für mich eine völlig andere Qualität, als zu versuchen, über eine denkmalartige Gruftanlage zwanghaft so lange wie möglich an etwas festzuhalten. Interessanterweise gibt es in verschiedenen Kulturen auch sehr unterschiedliche Rituale diesbezüglich.

Die Vorstellung, dass der Tod das absolute Ende von allem bedeutet und dann für immer alles vorbei ist, teile ich nicht. Was dann passiert, keine Ahnung. Entgegen der heutigen Selbstdarstellung und Behauptung vieler Wissenschaftler, wissen wir so vieles nicht und gerade das macht das Leben erst so unglaublich interessant!
Um dieses schwierige Thema abzuschließen, fällt mir kein besserer Weg ein, als ein Zitat des amerikanischen Comedians George Carlin: “…das Leben ist ein kontinuierlicher Prozess, der vor Milliarden von Jahren begann und einfach immer weiter geht…”


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